Geht es Arbeitslosen zu gut?

Geht es Arbeitslosen zu gut?

Das Bürgergeld – eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben oder Einladung zum Zurücklehnen? Fördert es Faulenzer? Oder ermöglicht es ein menschenwürdiges Leben für Langzeitarbeitslose?

Aktivistin Helena Steinhaus ärgert die Debatte um das Bürgergeld, denn damit würde man Arme stigmatisieren. Für sie ist eine finanzielle Grundsicherung nicht verhandelbar. Aber sie geht noch weiter: sie möchte Sanktionen für Bürgergeldempfänger komplett abschaffen. Sie sagt, dass die meisten Menschen einen intrinsischen Wunsch haben, arbeiten zu gehen. Und gerade deshalb sei Hilfe viel effektiver als Druck und Schikane. Susanne Nickel ist Rechtsanwältin und Expertin für Arbeit und Wandel. Sie glaubt, endloses Vertrauen endet in der sozialen Hängematte – das habe sie bei ihrer Arbeit als Coach mit Bürgergeldempfängern erlebt. Sie fordert, dass es Leistungen nur für Gegenleistungen geben darf und wünscht sich ein neues Mindset mit mehr Eigenverantwortung. Deshalb solle schneller sanktioniert werden. Hilft die Paarberatung den beiden, den Konflikt beizulegen?

Auf der Couch sitzen: Helena Steinhaus und Susanne Nickel

🗣 Helena Steinhaus ist Aktivistin, Autorin und Gründerin des Vereins „Sanktionsfrei”. Sie findet: Die Debatte um Bürgergeld ignoriert die Lebensrealität von Menschen, die auf Hilfe vom Staat angewiesen sind. Daher ist für Helena eine finanzielle Grundsicherung unverhandelbar. Sanktionen für Bürgergeldempfänger sollten ihrer Meinung nach komplett abgeschafft werden.

🗣 Susanne Nickel ist Rechtsanwältin, Wirtschaftsmediatorin und Expertin für Arbeit und Wandel.
Wenn es nach ihr ginge, sollte es Leistungen nur für Gegenleistungen geben. Sie wünscht sich ein neues Mindset mit mehr Eigenverantwortung und findet deshalb, dass schneller sanktioniert werden sollte.

Geht es Arbeitslosen zu gut? | Auf der Couch

📖 Quellen:

Der Bürgergeld Regelsatz 2025: 563€: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/nullrunde-buergergeld-2309118

Bürgergeld Empfangende 2024: 5,5 Millionen : https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Grundsicherung/Grundsicherung-Nav.html?Thema%3Dueberblick%26DR_Gebietsstruktur1%3Dd%26Gebiete_Region1%3DDeutschland%26DR_Region1%3Dd%26DR_Region1_d%3Dd%26mapHadSelection%3Dfalse

Einkommensvorteil eines alleinstehenden Vollzeitbeschäftigten (Mindestlohn) gegenüber alleinstehenden Bürgergeld-Empfänger*innen (2024): 532€ netto mehr im Monat. Einkommensvorteil bei einer Familie (4 Personen; 1 Elternteil Mindestlohn-Vollzeitbeschäftigt): 412-640€ netto mehr - je nach Alter der Kinder. Quelle: https://www.wsi.de/de/interview-bettina-kohlrausch-buergergeld-lohnabstand-52773.htm

RKI - Arbeitslosigkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit: Arbeitslosigkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit / Gedikli, C., Miraglia, M., Connolly, S., Bryan, M., & Watson, D. (2023). The relationship between unemployment and wellbeing: an updated meta-analysis of longitudinal evidence. European Journal of Work and Organizational Psychology, 32(1), 128-144.

Berechnungen für „armutsfesten Regelsatz“: 813€
Quelle: Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e. V.
https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/debatte-um-buergergeld-paritaetischer-legt-aktuelle-berechnungen-fuer-armutsfesten-regelsatz-vor/