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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 10 Monaten
Schnelles Geld in Krisenzeiten

Lebensmittel, Heizen, Wohnen – die Lebenshaltungskosten in Europa sind rasant gestiegen. Wenn das Geld knapp ist, sind Pfandleihhäuser für viele der letzte Ausweg, um einen finanziellen Engpass zu überbrücken. In der Krise werden Pfandleiher auch zur Anlaufstelle für Menschen aus der Mittelschicht, die sich das bislang nicht vorstellen konnten.

Pam Pomerance hat vor acht Jahren das Unternehmen ihres Vaters übernommen und ist mit ihrem Pfandleihhaus spezialisiert auf KFZ-Beleihungen. Die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten ist seit Monaten gestiegen. Sich die Sorgen ihrer Kunden anzuhören, gehört für die Pfandleiherin zum Job. „Sie sollen sich hier gut aufgehoben fühlen, genau wie die Gegenstände, die wir für sie verwahren“, sagt sie.
In Mannheim befindet sich das letzte öffentlich-rechtliche Pfandleihhaus Deutschlands. Anders als privatwirtschaftliche Betriebe muss das städtische Leihamt keine Gewinne erwirtschaften und kann deshalb schon Pfandkredite ab 5 Euro anbieten. Jürgen Rackwitz leitet das Institut. „Bei uns spielt sich gerade die knallharte Wirklichkeit ab“, sagt er. Oftmals wird der Pfandleiher für seine Kunden zum Prellbock: „Der Dienst am Schalter ist kein leichter.“
In Frankreich ist die Pfandleihe ein Monopol der öffentlichen Hand. Als eines der ältesten Leihhäuser Europas bietet das Crédit Municipal de Paris schon seit dem 17. Jahrhundert schnelle und unbürokratische Hilfe in einer finanziellen Notlage. Etwa zehn Prozent der Pfandobjekte werden am Ende versteigert – zweimal im Jahr gibt es sogar eine Versteigerung von Luxusartikeln. Wenn eine Handtasche für 12.000 Euro versteigert wird, freut sich Gutachterin Agnés Bieder für den ursprünglichen Besitzer – denn der bekommt den Überschuss.

Reportage (D 2022, 32 Min)

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