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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 7 Monaten
Machen Lügen unsere Welt besser?

Die Lüge, das haben wir von klein auf gelernt, ist eine schlechte Sache. Aber ist das wirklich so? Denn aus Sicht der Psychologie ist lügen zu lernen ein normaler, notwendiger Entwicklungsschritt. Im Laufe der menschlichen Evolution könnte die Lüge sogar Wetzstein unserer Intelligenz gewesen sein. Macht die Lüge eigentlich unsere Welt besser?

Große Menschenaffen tun es, Schwalben und Frösche auch. Täuschendes Verhalten ist nichts, was den Menschen einmal wieder in negativer Weise aus der Tierwelt heraushebt. „Wir haben es bei der Lüge möglicherweise mit einem uralten Naturerbe zu tun”, sagt der Evolutionsbiologe Volker Sommer. Die Lüge hilft Individuen in einer großen Herde, trotz großer Konkurrenz um Futter und Fortpflanzung, mehr für sich herauszuschlagen. Erst einmal ist das ein egoistischer Zweck. Aber wer die Fähigkeit, sich in andere hineinzudenken nicht meistert, der zeigt ein Entwicklungsdefizit, erklärt die Kinderpsychologin Tina Malti. Das Wissen, dass Andere nicht das gleiche wissen und denken wie wir, ist ein fundamentaler Schritt für Kinder und die Basis der Lüge. Und die muss nicht immer einen spaltenden Charakter haben. Sie ist ein soziales Werkzeug, das wir benötigen, um in den großen Gruppen, in denen wir leben, navigieren zu können. Indem wir unser Innerstes nicht jederzeit offenbaren müssen. Aber auch, indem wir mit prosozialen Lügen die Gefühle anderer schützen - da, wo die Wahrheit schmerzhafter wäre. Und dann ist da noch die These, dass das Enttarnen von Lügen uns von Kindheit an zu kritischem Denken erzieht. Ohne schädliche Lügen weißwaschen zu wollen - die Fähigkeit zur Täuschung eröffnet durchaus auch die Chance, die Welt ein bisschen besser zu machen - nicht nur für den Einzelnen, sondern für alle.

Dokumentationsreihe (Deutschland, 2023, 27 Min)

Machen Lügen unsere Welt besser? | 42 – Die Antwort auf fast alles | ARTE