Zum Hauptinhalt springen
MrSpinnert vor 6 Jahren
Spannung pur zum Sonderpreis: Die fesselnden Thriller von Karen Sander sind jetzt als eBook reduziert. Ganz egal, ob der Spiegel Bestseller „Der Sturm: verachtet“ oder andere packende Fälle locken: Das Angebot ist perfekt für alle, die beim Lesen den Atem anhalten. Jetzt Spannung downloaden und sparen!
Charles Baudelaire – „An eine Madonna“

Charles Baudelaire – „An eine Madonna“

Rezitation: Christian Redl
von der CD „Komm an mein zärtlich Herz“
erschienen bei
Hoffmann & Campe Verlag
ISBN: 978-3455 3009 4 9

Text:

Errichten will ich dir, Madonna, Herrin mein,
Im Abgrund meiner Qualen einen Opferstein.
Dich in der schwärzesten von meines Herzens Ecken
Vor Weltgelüst und Spötterblicken zu verstecken,
Wölb eine Nische ich, in Blau und Gold lasiert,
Wo dein verwundert Standbild sich erheben wird.
Mit Versen blank, Geflecht aus lauterem Metall,
Und kunstvoll übersternt mit Reimen von Kristall,
Umwind ich dir das Haupt mit einer mächtigen Krone;
Aus meiner Eifersucht, o sterbliche Madonne,
Schneid einen Mantel ich, barbarisch in der Art,
Mit Argwohn ausgefüttert, steif und schwer und hart,
Der deine Reize wie ein Schilderhaus bedeckt,
Mit Perlen nicht, mit meinen Tränen nur besteckt!
Dir zum Gewand hab die Begierde ich erwählt,
Die wellenhaft erschauernd sich erhebt und fällt,
Sich auf den Spitzen wiegt und in den Tälern weidet,
In einen Kuss den rosig weißen Leib dir kleidet.
Aus meiner Ehrfurcht mach ich schöne Schuh aus Seiden,
Dass sie von deinem Fuß Erniedrigung erleiden
Und ihn mit schmeichlerischem Griff umschlossen halten
Und seinen Abdruck als getreue Form gestalten.
Kann meine Kunst auch nicht, trotz aller Fertigkeiten,
Dir einen Silbermond zum Piedestal bereiten:
Die Schlange doch, die ins Geweide sich mir fraß,
Dies Untier, ganz von Eifer aufgebläht und Hass,
Dein Fuß soll sie verhöhnen und sie niedertreten,
Siegreiche Königin, o lass mich vor dir beten.

Meine Gedanken sieh wie Kerzen aufgereiht
Vorm blühenden Altar der königlichen Maid,
Wo sie mit Sternenschein die blaue Decke schmücken
Und immer ihre Feueraugen auf dich blicken.
Aus ganzer Seele liebend will ich dich verehren,
Wie Harz und Weihrauch, Öl und Myrrhen mich verzehren,
Und unablässig steigt, o Gipfel schneeumgleißt,
In Dämpfen zu dir auf mein ungestümer Geist.

Zuletzt, dass nichts dem Ebenbild Mariä fehle
Und sich die Liebe mit der Grausamkeit vermähle,
Nehm ich, o schwarze Lust, der Sünden Siebenzahl
Und schleife sie – ein Henker voll Gewissensqual –
Zu sieben Messern scharf. Fühllos den Gaukler spielend,
Auf deine Liebe wie auf eine Scheibe zielend,
Stoß ich sie alle mitten in dein zuckend Herz,
Tief in dein schluchzendes, dein blutverströmend Herz.

Bilder: Collage