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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 9 Jahren
Rainald Grebe: Halleluja Wuhlheide

Rainald Grebe – Musiker, Kabarettist, Berufswahnsinniger – rockt die Arena im Berliner Osten mit Artisten, Kamel, Männerballett und Bio-Feuerwerk, alles begleitet vom „Wuhlorchester“.

Dass Rainald Grebe den Hang zum Größenwahn hat, lässt sich kaum leugnen: im Juni macht er die Berliner Arena Wuhlheide zu seiner Open Air Bühne, allein 400 Menschen aus aller Welt und ein arabisches Kamel waren an dem Spektakel beteiligt, das als „einmalige Verschwendung“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Und das tat es auch. Geschätzte Zuschauerzahl: 15.000.

Aber – warum eigentlich Wuhlheide?

Vor vielen Jahren, so erzählt man sich, habe Grebe auf einem Bauernhof in Mecklenburg eine Großfamilie am Lagerfeuer beobachtet, die voller Inbrunst und Begeisterung seine Lieder sang. Dieses Bild von Heimat, Volk, Natur und Familie habe ihn derart berührt, dass er fortan getrieben war von dem Wunsch, Hymnen für Millionen zu schreiben, das Volk eines Tages in großen Massen um sich zu versammeln und gemeinsam mit ihm ein großes Fest zu feiern.

Die Berliner Wuhlheide bot sich für eine solch volksnahe Inszenierung mit Massenchören, sportlichen und musikalischen Choreographien und Volksfeststimmung allein schon wegen ihres geschichtlichen Hintergrunds in optimaler Weise an. Denn 1973 fanden hier die Weltfestspiele der Jugend statt, das Woodstock Ostdeutschlands, hier ergriff die DDR die Chance, sich als besonders weltoffen und modern zu präsentieren, sozialistische Jugendverbände trafen sich und diskutierten politische Themen, gerne auch mit Teilnehmern aus den kapitalistischen Ländern. Flankiert wurde die Propaganda-Party von jeder Menge Flötenspielerinnen und Trommlern, von akrobatischen Darbietungen junger Sportler und alles unter dem Motto: „Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft.“

Zu Gast bei diesen X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten waren 25.600 Menschen aus 140 Ländern.

Citius, altius, fortius

„Schneller, höher, weiter“: Das Konzert des Jahres. Volksfestspiele im Osten Berlins – nach diesem Vorbild schwangen dann auch im Juni in der Waldbühne Turner, Tänzer und Trompeter ihre Keulen, Ringe und Instrumente im Rahmenprogramm der Veranstaltung, bevor Grebe schließlich selbst feierlich auf Kamel Yussuf in die Arena einritt. Eine Inszenierung ganz nach dem Geschmack des großen, volksnahen Oberindianers. Mit im Gepäck: jede Menge Grebe-Songs und andere Volkslieder, präsentiert vom Orchester der Versöhnung und aufgestockt durch diverse Chöre, von „Stimme des Volkes“, bis „Meine Heimat“ und „Brandenburg“ – und garniert mit einigen großartigen Überraschungen fürs angereiste Volk, darunter Darbietungen von so namhaften Gästen wie Thomas Quasthoff und Olaf Schubert. Nach diesem Abend muss die Mundorgel neu geschrieben werden. (Sendetext 3sat)

Rainald Grebe: Halleluja Wuhlheide | 3sat