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MrSpinnert von MrSpinnert, vor 6 Monaten
Die Stadtbildretter von Hamburg

Handwerkerinnen und Handwerker retten das Stadtbild von Hamburg, weil sie wissen, wie sie alte Bausubstanz erhalten können. Manchmal sind sie die Letzten ihrer Zunft und finden meistens Lösungen für Fälle, für die es eigentlich keine gibt.

Sie gestalten Stuckornamente, kleiden Dächer ein, kümmern sich um Tunneltiere und bessern Fachwerk mit Altholz nach. Sie stehen bei Regen, Kälte und Sturm auf Baugerüsten und fragen sich, ob sie nicht besser einen anderen Beruf hätten erlernen sollen. Aber nein, die Leidenschaft ist größer! Denn am Ende ihrer Projekte haben sie wieder ein Stück von Hamburgs Baukultur erhalten und damit die Identität der Metropole bewahrt. Denn die vielen Sandsteinfassaden, Stuckverzierungen, Kupferdächer, Fachwerkbauten und Baudenkmäler prägen das Aussehen der alten Freien und Hansestadt. Sie machen Hamburgs Silhouette unverwechselbar und sorgen dafür, dass sich Bewohner und Besucher im Stadtraum wohlfühlen.

Einerseits ein schönes Erbe, aber auch eines, das gepflegt werden will. Denn es ist Zeit, Wind, Wetter und Baubeschädigern wie Sprayern ausgesetzt. Allein 12.500 Gebäude und Objekte sind in Hamburg als Denkmäler gelistet. Viele davon sind über 100 Jahre alt. Die Profis, die sie fachgerecht restaurieren können, werden zwar immer weniger, aber noch gibt es sie. „die nordstory“ hat vier von ihnen und ihre Teams bei ihren Arbeiten begleitet.

Der Stuckateur Maik Dechow übt seit 40 Jahren seinen Beruf aus. Wenn er durch Hamburg fährt, sieht er überall Gebäude, die er von außen mit Stuck verziert hat, besonders viele in der Gegend Harvestehude-Rotherbaum. „Das ist ein Eldorado hier für uns Stuckateure. Die Bauherren damals haben es ordentlich krachen lassen, was Pracht und Prunk betrifft.“ In seiner Werkstatt in Hamburg-Stellingen fertigt er mit seinem Sohn und Mitarbeitenden Säulen, Kapitelle und Baluster. Alles mit viel Geduld. Denn wenn sie die nicht hätten, dann entstehen beim Formenausgießen Fehler, die sie sich später nicht verzeihen würden.

Martin Kottmeiers Werkstoff ist Holz. Der Zimmermann hat die Fachwerkhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in der historischen Deichstraße so behutsam erneuert, dass sie immer noch ein Zeugnis für die althamburgische Bauweise sind. Aktuell sind er und sein Team mit einem Haus im Gängeviertel befasst. In seiner Werkstatt liegt ein mehrere Meter langes Fachwerk eines ausgebrannten Gebäudes, das er wieder instand setzen soll. „Ich sag immer, meinen Beruf gibt es schon 3000 Jahre und wird es auch noch 3000 Jahre geben.“

Die Restauratorin Stephanie Silligmann ist wehmütig. „Wir haben uns so lange um die Tunneltiere gekümmert, die wachsen einem mit der Zeit richtig ans Herz.“ Über zwei Jahre lang hat sie sich mit Krebsen, Ratten und Fischen beschäftigt. Oder anders gesagt: mit den Keramiken des Alten Elbtunnels, die mit Tiermotiven verziert sind. Jetzt bringt sie die Hälfte von ihnen wieder zurück nach St. Pauli. Aber es gibt für die Hamburgerin genug andere Gebäude und Objekte aus Stein, die sie für die Zukunft retten kann.

Mario Zunk erneuert für seinen Arbeitgeber D.H.W. Schultz & Sohn zurzeit das Kupferdach des Kirchturms der St. Thomaskirche in Hamburg-Rothenburgsort. „Wenn man so ein Kupferblech verschneidet, dann kann es passieren, dass Material im Tausenderbereich verschrottet werden muss. Also besser, man passt auf!“ Die Fläche von 100 Quadratmetern ist für ihn überschaubar, aber die Dachkehlen und Schrägen sind eine Herausforderung für sein Team. Insbesondere, weil die Denkmalpflege mitredet. Teile des Turms stammen aus dem Jahr 1885.

Die Stadtbildretter von Hamburg | die nordstory | NDR Doku