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MrSpinnert von MrSpinnert, 2 Wochen her
Harvey Keitel: Zwischen Hollywood und Independent-Kino

Harvey Keitel, Sohn jüdischer Emigranten aus Brooklyn, avancierte vom Marinesoldaten zu einer der größten Hoffnungen des New Hollywood, fiel dort in Ungnade und setzte nach einer Durststrecke in den 1980er Jahren mit „Bad Lieutenant“ alles auf eine Karte, um doch noch zum Liebling der Filmindustrie zu werden.

Es ist die Geschichte eines Körpers. Eines Körpers, für den der junge Mann sich schämte, bevor er in dem Abschlussfilm „Wer klopft denn da an meine Tür?“ (1967) erstmals vor der Kamera seines Freundes Martin Scorsese stand. Die Geschichte eines leidenden und verwahrlosten Körpers in „Bad Lieutenant“ (1992), eines von Jane Campion meisterhaft in Szene gesetzten Körpers in „Das Piano“ (1993). Und eines Körpers, der sich selbst zurücknahm, um anderen, wie seinem Kollegen Robert De Niro, den Vortritt zu lassen – und dabei die eine oder andere Chance zu verpassen.
Er hätte groß rauskommen können, wenn er sich Coppola gegenüber kompromissbereiter gezeigt und weniger mit der Hauptrolle des Kassenschlagers „Apocalypse Now“ gerungen hätte, die er 1979 übernahm und kurze Zeit später wieder abgeben musste. Keitel wollte sie nicht einfach spielen, ohne sie völlig zu durchdringen, und so ersetzte ihn Coppola nach drei Wochen durch Martin Sheen. Der Drang, ständig Dinge zu hinterfragen, wurde aus dem leidenschaftlichen Austausch mit Scorsese geboren, liegt aber auch in einem fehlenden Zugehörigkeitsgefühl seit Keitels Kindheit begründet.
Der Sohn jüdischer Emigranten aus dem New Yorker Stadtviertel Little Odessa hat in der Tat jede Menge Irrungen und Wirrungen erlebt. Zunächst heuerte er bei den Marines an, avancierte zu einem der größten Hoffnungsträger des New Hollywood, fiel dann aber in Ungnade. Als er sich fast schon vergessen wähnte, setzte er Anfang der 1990er Jahre mit „Bad Lieutenant“ alles auf eine Karte, um schließlich doch noch zum Liebling der Filmindustrie zu werden.

Harvey Keitel: Zwischen Hollywood und Independent-Kino | ARTE
Dokumentation von Stéphane Benhamou und Erwan Le Gal (F 2023, 54 Min)